MARTIN LEE GORE

Martin Lee Gore wurde am 23.07.1961 in London geboren. Zwar gibt es auch zu seinem Geburtsort verschiedene Angaben, aber er sagt in zwei Artikeln, er sei in London geboren worden, und ich hoffe für ihn, dass er so was weiß. ;-)
"Ich wurde in London geboren, aber wuchs die ersten drei Jahre in Dagenham auf, wo Dad bei Ford arbeitete und Mum Telefonistin in der Autofabrik war.[1] Dann zogen wir nach Hornchurch in Essex, und noch ein Jahr später zogen wir wieder um, diesmal ins Zentrum des Universums - Basildon!"[2]

Sein leiblicher Vater ist Afro-Amerikaner, eine Tatsache, die Martin erst kurz vor der Geburt seiner Tochter Viva-Lee erfuhr. Dass Vater David, bei dem er aufwuchs, nur sein Stiefvater ist, verriet Mutter Pamela ihm aber bereits, als er etwa 13 war.
Martin hat zwei jüngere Schwestern (oder eigentlich Halbschwestern), Karen, etwa 1967 geboren, und Jacqueline, ungefähr 1968 geboren. (Genaue Jahreszahlen wurden nie genannt; man kann dies nur anhand von genannten Altersabständen errechnen. Auch gibt es hierbei unterschiedliche Angaben. So gibt es einen Artikel, in dem Jacqueline als die ältere der beiden Schwestern angegeben wird. Die Geburtsjahre würden laut dieses Artikels 1968 und 1969 sein.)



Mart

(mit freundlicher Genehmigung von © Derek van Oss)



"Ich habe eine normale Kindheit verlebt", sagt Martin über sich selbst, "das Familienleben war stabil, nichts wirklich Traumatisches ist passiert. Ich erinnere mich, dass ich ein sehr braver Junge war, bis zum Alter von etwa fünf, als ich eine Phase durchmachte, in der ich andere Kinder verprügelte. Eines Tages erwischte meine Mutter mich dabei, als ich auf dem Kopf eines anderen Kindes einen Ziegel zerschlug. Mein Vater war wütend. Er sagte mir, ich dürfe nie wieder jemanden schlagen. Ich bin glücklich, dass mir das gesagt wurde. Es machte mich passiv und harmlos."[3]
Er beschrieb sich selbst als seltsames Kind, als sehr introvertiert. "Ich hatte entweder gar keine oder nur ein paar Freunde, und ich verbrachte die meiste Zeit allein in meinem Zimmer und las Märchen. Ich verlor mich in diesen Märchenbüchern und lebte in einer anderen Welt. Auch in der Schule war ich nicht gerade selbstbewusst. Die Lehrer vernahmen meine Stimme nur selten."[4]


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Martin und Fletch kannten sich schon, als sie die Grundschule besuchten, hatten zu diesem Zeitpunkt aber nur wenig Kontakt zueinander, lernten sich erst wirklich kennen, als sie beide die Nicholas Gesamtschule besuchten und - wie Fletch es erzählte - Martin mit zur Boys' Brigade kam.
Anders als bei Fletch entstand Martins Interesse für Musik jedoch nicht erst durch die Kirche. "Mein Interesse für Popmusik basiert auf verschiedenen Dingen. Als ich zehn oder elf war, entdeckte ich die alten Platten meiner Mutter, Elvis, Chuck Berry und so, und ich spielte diese Platten wieder und wieder, und ich realisierte, dass es das Einzige war, was mich wirklich interessierte.[5] Ich las das Jugendmagazin Disco 45 sehr gern. Ich hatte Hunderte davon und las die Songtexte. Ich kann sie sogar noch auswendig, obwohl ich sonst kein gutes Gedächtnis für so etwas habe.[6] Als ich 12 war, schenkten mir meine Mum und mein Dad eine Gitarre zum Geburtstag, und zusammen mit ein paar Freunden gründete ich Norman and the Worms. Diese Gruppe bestand dann bis 1979.[7] Zu dieser Zeit hatte ich eine Vorliebe für Donna von 10cc. Ein Freund brachte mir ein paar Gitarrenakkorde bei, und wir fingen an, Songs zu schreiben. Wahrscheinlich - wenn ich darauf zurückblicke - waren sie schrecklich, aber damals war ich stolz darauf."[8]

Seltsam, aber wahr: Martin ging tatsächlich gern zur Schule. Dort lernte er auch Deutsch und nahm an einem Schüleraustausch nach Erfde in Schleswig-Holstein teil. "Ich fand Deutsch ein langweiliges Fach, aber es gefiel mir, auf einer Farm zu wohnen. Ich mochte es, die Kühe zu melken."[9]
Er ging zur Schule, bis er 18 war, "weil ich sie so sehr mochte.[10] Ich litt unter einem Vorortsyndrom. Ich ging zu keinem Konzert, ehe ich nicht 17 war! Ich war fast nie in London, obwohl es nur eine halbe Stunde von uns weg war.[11] Ich fuhr nur zur Arbeit nach London, aber ich ging nicht aus. Es war einfach zu nervig, wenn man kein Auto hatte und ab Mitternacht keine Züge mehr fuhren. Das ist dann so, als würde man am anderen Ende der Welt leben.[12] Ich machte Abitur mit Französisch und Deutsch (fiel in Mathe durch) und musste mich dann zu einer Entscheidung für die Zukunft durchringen, was mich schockierte. Ich hatte keine Motivation zu irgendwas, etwa zur Universität zu gehen. Ich wollte die Schule nicht verlassen, ich fühlte mich dort sicher. Heute würde ich mich eher studieren sehen, ich würde sicher nicht zur Bank zurückgehen. Ah, die Bank. Mein erster Job. Ich arbeitete anderthalb Jahre bei der NatWest in der Stadt [London].[13] Weil ich so jung war, behandelten mich meine Kollegen immer ein wenig stiefmütterlich.[14] Es war eine stupide Arbeit, aber mein Mangel an Vorstellung und Vertrauen bedeutete, dass ich keine Alternative hatte. Ich wollte etwas mit Sprachen machen, aber Übersetzerjobs waren schwer zu finden."[15]


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Im Gegensatz zu Fletch hatte Martin kein gutes Verhältnis zu seiner Heimatstadt. Er fühlte sich dort nicht wohl. "Ich hasste Basildon wirklich. Ich wollte so schnell wie möglich da raus. Ich denke, in der Band zu sein, war eine Flucht. Es gab in Basildon nicht viel zu tun. Es ist einer dieser Orte, an denen man nichts anderes tun kann, außer sich zu besaufen. Als ich so 17 oder 18 war, kam ich mit einem Freund zurück von einer Party in Laindon, das ganz in der Nähe von Basildon ist. Und wir hörten schnelle Schritte hinter uns. Wir dachten uns nichts dabei, aber dann waren wir plötzlich von sechs Leuten umringt, die uns anmachten. Sie fingen an, uns zu schlagen und zu treten ... Das waren keine lustigen Zeiten. Dave ist oft verprügelt worden, weil er sich außerhalb der Norm anzog."[16]



Martin

(mit freundlicher Genehmigung von © Dave Gould)



Inzwischen ist Martin Vater dreier Kinder: Viva-Lee, 1991 geboren, Ava-Lee, 1995 geboren, und Calo Leon, 2002 geboren. Von der Mutter der Kinder, Suzanne, wurde er mittlerweile geschieden.
Neben DM war Martin auch solo aktiv, brachte 1989 die Counterfeit e.p., 1995 einen einzelnen Song (Tribute to Leonard Cohen), Coming Back to You, und 2003 ein Album, Counterfeit 2 heraus. 2011/12 lieh er dem Track Man Made Machine der Band Motor seine Stimme und er veröffentlichte gemeinsam mit Vince Clarke (Projektname: VCMG) die EPs/Singles Spock, Blip und Aftermath sowie das Album Ssss.
[17]






Quellenangaben:
[1] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[2] Entnommen aus: A Broken Frame Tour Programme, 1982. Autor: Martin Lee Gore.
[3] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[4] Entnommen aus: Depeche Mode prive (Part three: Martin Gore), Autor, Medium und Datum sind unbekannt.
[5] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[6] Entnommen aus: The Life and Loves of Depeche Mode, I-D, Oktober 1993. Autor: Michael Fuchs-Gambock.
[7] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[8] Entnommen aus: A Broken Frame Tour Programme, 1982. Autor: Martin Lee Gore.
[9] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[10] Entnommen aus: A Broken Frame Tour Programme, 1982. Autor: Martin Lee Gore.
[11] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[12] Entnommen aus: 80's, Mode d'Emploi, Best, October 1987. Autor: Gerard Bar-David.
[13] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[14] Entnommen aus: Depeche Mode prive (Part three: Martin Gore), Autor, Medium und Datum sind unbekannt.
[15] Entnommen aus: Martin Gore: The Decadent Boy, No. 1, 11.05.1985. Autor: Martin Lee Gore.
[16] Entnommen aus: Just Can't Get Enough, Uncut, Mai 2001. Autor: Stephen Dalton.
[17] Zusätzliche Daten und Informationen: Collect-a-Page: Martin, Look-In, 12.12.1981; Hero's Welcome for Four Boys in the Band, Basildon Evening Echo, 12.11.1981. Autor: Don Stewart.



Biografiefaden: David Gahan

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