INTERVIEW MIT GARETH JONES

Im Februar 2012 hatte ich die Gelegenheit, Gareth Jones für das Musikmagazin True Trash interviewen zu dürfen. Hierbei ging es in der Hauptsache um seine Person und seine Arbeit als solche.
Dieses Interview findet ihr hier.
Nebenbei habe ich noch ein paar Fragen für die Biografie "abgezweigt". Hauptsächlich ging es mir um die Beziehung zwischen den Bandmitgliedern in der Zeit, in der Gareth mit ihnen gearbeitet hatte. Dieses Interesse basierte auf Alans Aussage, dass die "Beziehung, die nie funktioniert hat", die zwischen ihm und Martin gewesen sei (siehe 1995). Ich wollte gern wissen, ob es dafür in den früheren Jahren schon Anzeichen gegeben hatte.

Bitte beachten: Die nun folgenden Interviewabschnitte folgen keinem sturen Frage-Antwort-Konstrukt. Sie entstammen dem langen Gespräch, das im Rahmen des Hauptinterviews geführt wurde, wurden also einem größeren Kontext entnommen. Auch beziehen sie sich auf bestimmte Zusammenhänge innerhalb der Biografie. Es ist daher sinnvoll, die Antworten auch im Kontext des jeweiligen Kapitels zu lesen.




Über den Beginn der Beziehungen 1983:

Gareth Jones: "Als ich in den 80ern mit der Band arbeitete, hatten alle eine sehr gute Beziehung zueinander. Alan war der Neue in der Band, aber wir alle hatten eine wundervolle, kreative Zeit. Jeder kam gut mit jedem aus. Okay, es gab manchmal Diskussionen oder Streitereien, aber das gibt es in jeder Beziehung. Ich hatte auch mal eine Auseinandersetzung mit Fletch, aber das war auch schnell vergessen. Was ich gesehen habe, war eine sehr kreative und relaxte Arbeitsbeziehung."

Antwort im Kontext: 1983


trennlinie


Über den Hauptgrund der Spannungen während der Aufnahmen zu Black Celebration:

Gareth Jones: "Es war die dritte Platte, die wir zusammen machten. Es stellte eine Herausforderung dar, weil wir etwas ganz Besonderes machen wollten. Daniel Miller hatte die Idee, Werner Herzog nachzufolgen und das Album zu leben. Was wir machten, war, dass wir ohne Unterbrechung arbeiteten. Zu der Zeit waren wir alle wesentlich jünger und wir arbeiteten jeden Tag viele Stunden. Von dem Zeitpunkt an, an dem wir die Aufnahmen begannen, bis zu dem Tag, an dem wir es fertig abgemischt hatten, gingen wir jeden Tag zur Arbeit. Das bedeutete, dass ein spezieller Druck auf dem Prozess lastete. Aber wir hatten ihn selbst aufgebaut, waren bereit, dies zu leisten. Wir alle dachten, es sei eine gute Idee, wäre eine gute Sache, um diese Platte aufzunehmen. Es war nichts, wozu wir gezwungen worden waren. Wir hatten es diskutiert und gesagt: 'Das ist eine großartige Idee, lasst uns das so machen! Lasst uns ins Studio gehen und nicht aufhören zu arbeiten - ohne einen Tag Pause - bis das Album fertig ist.'
Das bedeutete, dass wir eine Art Klaustrophobie entwickelten, eine klaustrophobische Attitüde mit in die Produktion brachten, was aber zu den Songs und dem Album, das wir zu kreieren versuchten, zu passen schien. Ja, es herrschte manchmal eine große Spannung. Als es ans Abmischen ging, waren auch Daniel und ich müde. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir den ersten Track abmischten. Ich glaube, es war der Titelsong, Black Celebration. Wir waren sicher, dass der Mix gut geworden war, aber dann gab jeder seinen Kommentar dazu ab, wir entschieden, dass er doch nicht gut war und versuchten es erneut und erneut ... und das ... nun, es trieb die Band in den Wahnsinn. Jeder war müde und wollte bloß das Album fertig haben. Ich erinnere mich, dass die Band ein Meeting hatte, und Alan sagte: 'Schaut, Jungs, wir müssen uns am Riemen reißen, denn diese Platte muss fertig werden! Wir müssen uns vorwärts bewegen.'
Ich habe die Aufnahmen durchaus als klaustrophobisch und manchmal auch als düster empfunden, aber es war auch eine wundervolle kreative Erfahrung. Denn ich denke, in gewisser Weise waren die Klaustrophobie und die angespannte Atmosphäre gut für die Arbeit."

Antwort im Kontext: 1985


trennlinie


Über die Beziehung zwischen Alan und Martin in den 80ern, speziell zu der Zeit, als sie Black Celebration aufnahmen:

Gareth Jones: "Ich kann nur sagen, dass alle sehr hart gearbeitet haben. Zu dieser Zeit schrieb Martin alle Songs und Alan war ein bedeutender Teil des Studioteams. Er war jede Minute da. Martin, Dave und Fletch kamen ab und zu etwas später, aber Alan war immer da, zusammen mit mir, Daniel Miller und dem Assistenten. Wir alle haben sehr intensiv, voller Liebe und Respekt an den Songs gearbeitet. Wir hatten das Gefühl, gemeinsam an den Songs zu arbeiten, auch, wenn Martin sie geschrieben hatte. Sobald er sie geschrieben hatte, entwickelten sie ein Eigenleben. Die Verantwortung des Produktionsteams war es, daraus das Beste zu machen. Mir erschien es, als hätten Alan und Martin eine sehr gute Beziehung. Alan hat sehr hart und fokussiert gearbeitet, um das Beste aus den Songs herauszuholen."

Natürlich kann er nichts über die weitere Entwicklung dieser Beziehung aussagen oder darüber, wie es darum zurzeit von SOFAD bestellt war, weil er zu dieser Zeit nicht mit ihnen arbeitete.

"Ich weiß nicht, ob es ein spezielles Problem zwischen Martin und Alan gab. Es gab aber definitiv ein Problem in der Gruppe. Das ist wie in einer Familie. Sobald sich ein Mitglied schlecht benimmt, hat man ein Familienproblem. Man kann dafür nicht nur eine Person verantwortlich machen, man muss sich die gesamte Familie ansehen. Ich denke, so ist das auch in einer Band, es ist ein sehr komplexes Beziehungsgeflecht. Und wenn da etwas schief geht, geht es eben manchmal so richtig schief."

Antwort im Kontext: 1995

Hier kannst du das Originalinterview in Englisch lesen.

garethjones.com



Nach oben