1993
Am 16.01. heiratete Fletch nach 15 Jahren Beziehung seine Freundin Grainne.
Am 15.02. erschien die Single I Feel You / One Caress. Sie erreichte
Platz 8 in den UK-Single-Charts und Platz 1 in vielen anderen Ländern. Es war die
DM-Single mit dem weltweit höchsten Charteinstieg.
Neben dem 7"-Mix wurden einige unterschiedliche Versionen von I Feel You
veröffentlicht - den Throb Mix und den
Helmet at the Helmet Mix (beide von Mark Stent), den Babylon Mix
(von Supereal und John Crossley), den Life's Too Short Mix und den Swamp Mix
(beide von Brian Eno) sowie den Afghan Surgery Mix (von Danny Briottet).
Die B-Seite war der Album-Song One Caress, von dem keine weiteren Versionen
angefertigt wurden.
Das Cover der Single zeigt vier Symbole, von denen jedes ein Mitglied repräsentiert.
Die obere linke Ecke steht für Alan, die rechte obere Ecke für Dave, die linke untere
für Martin und die untere rechte Ecke steht für Fletch.
Alan: "Die US-Plattenfirma wollte mal wieder eine andere Veröffentlichung.
Daher bestanden sie darauf, dass wir den ganzen Tag in eisiger Kälte draußen stehen
mussten, um ein Video zu One Caress zu drehen, das sie am Ende gar nicht
verwendeten."
Es wurde von Kevin Kerslake außerhalb von Chicago gedreht und beinhaltete eine
Reihe von Tieren und Insekten.
"Das einzig Lustige an der ganzen Veranstaltung war, als die Hälfte dieser Kreaturen
in die Bäume flüchtete, und die Crew den Rest der Nacht damit zubrachte, sie
wieder einzusammeln."[1]
Das Video zu I Feel You stammte hingegen wieder von Anton Corbijn.
Am 22.03. erschien das Album Songs of Faith and Devotion (SOFAD).
Am 16.04. wurde die Single Walking in My Shoes / My Joy veröffentlicht.
Neben der 7"-Version von Walking in My Shoes gab es noch den Grungy Gonads
Mix (von Johnny Dollar mit Portishead), den Extended Twelve Inch Mix und
den Ambient Whale Mix (beide von Mark Stent), den Random Carpet Mix Edit
(von William Orbit) und den Anandamidic Mix (von Spirit Feel).
My Joy war die einzige "richtige" B-Seite von allen
SOFAD-Single-Veröffentlichungen. Der Song wurde als 7"-Version und als
Slow Slide Mix (von Steve Lyon und DM - zumindest steht das so im Booklet,
wahrscheinlich steht DM jedoch für Alan) veröffentlicht.
Das Video zu Walking in My Shoes wurde von Anton Corbijn gedreht. Am Anfang
des zweiten Verses gibt es eine Einblendung von Martin, Fletch und Alan, die nackte
Frauen auf dem Schoß haben. Dies wurde in der MTV-Version in den USA entfernt und
durch eine Einblendung ersetzt, in der die Bandmitglieder stehen.
Die Band bemühte sich darum, über das neue Album zu reden und die Aufmerksamkeit
darauf zu lenken.
Alan: "Es ist ein anderes Album, daran gibt es keinen Zweifel."[2] Aber
"ich kann absolut nicht zustimmen, wenn es heißt, SOFAD sei ein düsteres
Album - es ist vielmehr das einzige DM-Album, das einem ein wirklich positives
Gefühl vermittelt. I Feel You zum Beispiel, oder Higher Love, Rush etc.,
sie sind alle sehr positiv. Wenn ich mich recht erinnere, dann war jeder der
Meinung, dass I Feel You die erste Single sein sollte. Der Hauptgrund dafür
war, dass dieser Song so total anders war, als das, was wir vorher gemacht hatten.
Wir hofften, es würde die Leute überraschen und sie auf den Rest des Albums
neugierig machen.[3] Für mich ist SOFAD ein sehr komplexes Album. Es war
manchmal die Hölle, es aufzunehmen. Wenn man sich in dieser Situation befindet,
sieht man nicht, wie gut es ist. Man kann sich das nicht vorstellen, wenn die
Dinge schlecht laufen und jeder jeden hasst. Man denkt nur, dass einen alles
und jeder nervt. So sieht man erst im Rückblick, wie gut es ist."[4]
Dave: "Es ist immer noch eines meiner Lieblingsalben. Wir versuchten, uns
geradezu verzweifelt herauszufordern und aus allem auszubrechen, was wir bei
Violator gemacht hatten, ein Album, das sehr kontrolliert war, sehr poliert,
sehr sauber - ein perfektes Popalbum. Wir wollten all das hinwegfegen."[5]
Zwar war Alan grundsätzlich mit dem Artwork für das Album einverstanden,
dies betraf aber nicht das CD-Cover: "Ich muss zugeben, dass es nicht gerade eines
der tollsten Cover ist, aber niemand wollte Antons Gefühle verletzen, nachdem man
ihm den Job ja schon gegeben hatte. Eines seiner größten Probleme ist, dass er
recht unflexibel ist, wenn er erst einmal eine Idee hat. Was die Ausgestaltung
von Covern angeht, so denke ich, dass Anton sich da lieber auf seine Fotografie
konzentrieren sollte (was er wirklich gut kann) und die Ausgestaltung des Layouts
lieber jemand anderem überlassen sollte."[6]
Martin: "Anton meinte, dass die Musik menschlicher geworden sei, und dass
wir daher unsere Bilder für das Cover benutzen sollten. Wir waren nicht allzu
begeistert davon, aber wir sagten ihm, falls er eine gute Idee hätte, würden wir
darüber nachdenken. Er kam dann mit einem Design, das unsere Gesichter zeigte,
die aber undeutlich genug waren, um unseren Geschmack zu treffen."[7]
Alan: "Walking in My Shoes war wohl das surrealste Video, das Anton
je gedreht hat, und die Aufnahmen dazu waren eine seltsame Erfahrung für uns.
Ich erinnere mich, wie merkwürdig es war, von all diesen Gestalten umgeben zu
sein - besonders bei den Mahlzeiten. Ich musste grinsen, als ich neben einem dieser
Typen stand, der aussah wie ein fleischgewordener Gothic-Albtraum, und ihn zu einer
der Kellnerinnen sagen hörte: 'Hast du etwas Ketchup, Liebes?'"
(mit freundlicher Genehmigung von © Marcin Ostrowski)
Trotz der schwierigen Aufnahmen planten sie eine lange Tournee. Es erscheint seltsam,
dies zu tun, obwohl es zwischen den Bandmitgliedern nicht so richtig gut lief. Vielleicht
machten sie es einfach, weil es schon vorher so geplant worden war (bereits im
April 1992 sagte Alan in einem Radiointerview, es sei eine einjährige Tournee
geplant). Vielleicht war ihnen einfach nicht so bewusst, was sie sich selbst damit
antaten. Vielleicht dachten sie auch, die Dinge würden sich auf der Tournee regeln
lassen. Sie hatten schließlich immer Spaß daran gehabt, zusammen zu touren und zu
feiern. Allerdings waren sie sich nicht sicher, ob Dave die Tournee durchhalten würde.
Alan: "Es gab eine Reihe von Meetings, in denen wir Daves Drogensucht
thematisierten. Wir sagten zu Dave, dass er clean werden müsse, ansonsten würden
wir eine so lange Tour nicht machen. Er stimmte dem zu."[8]
Offenbar schenkten sie seinem Versprechen Glauben, etwas, was naiv erscheint. Doch
auf der einen Seite sind Drogen im Musikgeschäft Normalität, und auf der anderen Seite
waren sie mit dem Verhalten eines Junkies anscheinend nicht vertraut.
Dave (während der Tourvorbereitung): "Ich mag es, ein Leben abseits der
Musik zu haben, aber zugleich brauche ich auch das andere. Meine Frau unterstützt
mich da voll und ganz, auch, wenn wir uns eine Weile nicht sehen. Was wir haben,
ist viel stärker als das."
Alan: "Meine Frau und ich sind schon so lange zusammen, dass es für sie
normal geworden ist. Es kommt ihr nicht komisch vor, wenn ich weg bin."[9]
Die Ehe mit Jeri würde während der Tour zerbrechen, bei der Alan eine Affäre mit seiner
späteren zweiten Frau Hepzibah begann, damals Violinistin bei der Vorgruppe
Miranda Sexgarden.
Jeris Sohn Jason trat als Sänger der Band Parallax auf, die als Vorgruppe das
DM-Konzert in Lieven eröffnete.
Alan: "Parallax veröffentlichte einige Singles bei Mute, ehe sie ihren
Namen in Hoodwink änderten, die ebenfalls ein oder zwei Singles veröffentlichten.
Sie haben es nie geschafft, ihr Debütalbum fertigzustellen und sind nicht
länger bei Mute."[10]
Dave versuchte, zu erklären, wie es sich anfühlt, wenn man sich darum bemüht,
in den Alltag zurückzufinden, nachdem man vor so vielen Fans gespielt hat: "Man
lebt in einer kleinen Welt, solange man auf Tour ist. Man fängt an, ein bisschen
verrückt zu werden ... und dann gehst du plötzlich in den Supermarkt, um einzukaufen."
Martin: "Man muss schon in die Realität zurückfinden."
Alan: "Man rennt abends im Zimmer herum und hasst es, sich mit jemandem zu
unterhalten. Dann realisiert man, dass der Grund dafür ist, dass man glaubt, man
sei auf der Bühne."[11]
Manche Reporter bekamen offenbar wenig von den Spannungen innerhalb der Band mit
und konzentrierten sich lieber darauf, die ewig gleichen Fragen an Martin zu stellen -
ob er SM praktiziere, ob er nicht vielleicht doch schwul sei und ob er Pornografie
möge.
Martin: "Ich habe immer versucht, alles aus persönlicher Sicht zu schreiben.
Ich finde nichts von dem, was ich schreibe, pervers. Ich mag die Vorstellung von SM,
die Clubs und so, aber ich glorifiziere das nicht. Auch auf dem neuen Album ist es
ein Thema. Wir hatten da jemanden, und es war wirklich lustig, weil er auch über
das Thema Perversion sprach. Wir spielten ihm vier oder fünf Songs vor, und wir kamen
zu One Caress mit: Well, I'm down on my knees again, und er sagte:
'Oh, gut!'" (lacht) "Ich denke, 70% der Songs handeln von Sex oder berühren Sex.
Ich persönlich finde das wichtig. Ich finde es erstaunlich, wenn ich mit Leuten
rede, die das als zweitrangig einstufen. Für mich ist das nicht zweitrangig.[12]
Vielleicht ist das sehr naiv, aber die einzige Religion für mich ist Liebe. Ich
glaube an die Liebe. Deshalb berühren unsere Songs Liebe, Sex und Religion, für
mich sind das dieselben Dinge.[13] Wenn ich meine eigenen Texte lese, verstehe ich
allerdings, warum die Leute denken, ich wäre dunkel, depressiv und pervers.
Themen mit SM-Bezug kommen so oft in meinen Songs vor, dass ich wohl daran
interessiert bin, aber ob ich es ausübe, ist meine Privatsache. Wenn Pornografie gut
gemacht ist, mag ich sie. Es erstaunt mich immer, dass Pornografie so schlecht
gemacht ist. Wenn es gut gemacht ist ... man muss da immer auf seine Worte achten.
Das ist sehr dünnes Eis. Ich denke schon, dass ich das Androgyne mag. Vielleicht
hat es etwas mit meiner Abneigung gegen das Normale zu tun. Ein Machoimage fand
ich schon immer langweilig. Ich denke, viele Leute denken, ich sei schwul, was
mich nicht im Mindesten beleidigt oder in irgendeiner Form beunruhigt. Die Leute
können denken, was sie wollen."[14]
Und hier noch ein paar Antworten von Martin, die in Bezug auf die Zukunft durchaus
lustig oder bedeutsam sind.
Frage: "Hast du manchmal die Schnauze voll von DM?"
Martin: "Ja."
Frage: "Was würdest du tun, wenn einer der drei anderen die Band
verlassen würde?"
Martin: "Aufgeben."
(Wir wissen alle, dass er es nicht tun würde.)
Frage: "Würdest du es bevorzugen, wenn die anderen auch Songs
schreiben würden?"
Martin: "Ich mag es, die Kontrolle über die Musik zu haben."
(Und wir wissen, dass er auch hier nachgeben würde, als Dave darauf bestand,
etwas beitragen zu wollen.)
Frage: "Ohne was könntest du nicht leben?"
Martin: "Sex und Alkohol."[15]
(Ich weiß nicht, wie es mit dem Sex ist, aber das Trinken hat er
mittlerweile aufgegeben - und er lebt noch. ;))
Und noch drei andere interessante / lustige Aussagen:
Martin: "Ich bin nur bei Musik wirklich leidenschaftlich. Ich
langweile meine Freunde zu Tode mit Musik! Ich lade oft Freunde
ein, und ich betrinke mich, und ich spiele jede meiner
Lieblingsplatten. Am Ende der Nacht kriecht jeder ins Bett, und
ich sage immer noch: Aber du hast diese noch nicht gehört!"[16]
Fletch: "Ich denke, wir haben viel von unserem naiven Enthusiasmus verloren. Man wird erfahrener, aber du verlierst den Enthusiasmus. Daher werden wir in den nächsten zehn Jahren nicht mehr so viele Platten machen. Es wird auch nicht mehr so viele Tourneen geben."[17]
Fletch erzählt den anderen von den Budgetvorschlägen für das nächste
Video.
Dave: "Wie viel?"
Fletch: "Hunderttausend."
Dave: "Pfund oder Dollar?"
Fletch: "Pfund."
Dave: "Heilige Sch***!"
Fletch: "Und es ist bloß schwarz-weiß!"[18]
Einige Leute merkten jedoch, dass etwas im Busch war, und stellten Fragen wie,
ob denn nicht mal jemand von ihnen keine Lust mehr auf die Band hätte.
Alan: "Ich denke, die meisten erfolgreichen Gruppen haben so was wie eine
besondere Chemie. Und ich bin sicher, wir haben das. Aber wir haben auch die
typischen Probleme, man hört nur nichts darüber. Man hat immer interne Streitereien
und interne Probleme. Es gibt keine Gruppe, die das nicht hat, und wir sind da
nicht anders, aber wir neigen dazu, das privat zu händeln, weil es nicht für andere
Ohren bestimmt ist."
Martin: "Ich denke ... wir haben natürlich unsere Meinungsverschiedenheiten.
Und nach 13 Jahren kennt man die anderen so gut, dass, wenn es Meinungsverschiedenheiten
gibt, man voraussehen kann, wie sie ablaufen werden. Aber ich denke, wir kommen
nach 13 Jahren so gut klar, wie man eben klarkommen kann ... Das hört sich schlimm
an, aber wir kommen gut klar."
Sogar Dave äußerte sich eher diplomatisch: "Um ehrlich zu sein, ich finde es
ein bisschen schade, dass ich den Leuten, mit denen ich seit Jahren zusammen arbeite,
nicht so nahe gekommen bin, wie ich es gern wäre. Es würde mir gefallen, wenn ein
paar Dinge anders wären ... weißt du, unsere Beziehungen.
Für mich ist sehr wichtig, was wir haben, die ganze Atmosphäre, die Depeche Mode
kreiert, wenn wir in einem Raum zusammen sind. Genauso wie ich es manchmal hasse,
liebe ich es auch. Und ich liebe jede einzelne Person."[19]
Alles in allem war Dave jedoch derjenige, der die Dinge am ehesten offen ansprach,
während sich seine Bandkollegen sehr viel mehr darum bemühten, interne und vielleicht
auch private Probleme nicht nach außen zu tragen. So gab Dave nun auch zu, dass seine
Ehe mit Jo im Grunde von Anfang an schief gelaufen war und sich dann immer weiter
verschlechtert hatte. "Ich denke, ich war ein besch*** Typ. Ich war mit meiner
Ex-Frau, Joanne, sehr lange zusammen, wir waren wirklich gute Freunde, und das hat
sich hauptsächlich meinetwegen verschlechtert. 90% davon kommen definitiv von mir.
Aber jetzt weiß ich, dass es so enden musste ... Es gibt einen großen Unterschied
zwischen dem, was du glaubst, das Liebe ist, und dem, was wirklich Liebe ist."
Jetzt - so behauptete er - sei er überglücklich mit Theresa, sprang aber im nächsten
Moment zu seinem Sohn: "Es ist schwierig für mich, darüber zu reden, weil ich noch
nicht über die Tatsache hinweg bin, dass ich jetzt Teilzeitvater bin. Mein Vater
verließ mich und meine Schwester, als wir sehr klein waren ... und ich habe jetzt
das Gleiche mit meinem Sohn gemacht.[20] Ich bin deswegen sehr traurig. Ich wollte
ihn beeinflussen, aber ich bin nicht da, nicht wirklich, weißt du? Ich wollte nicht,
dass er mit den gleichen Gefühlen aufwächst, die ich hatte, als mein Stiefvater starb,
mich fragend, was passierte. Ich will, dass Jack weiß, dass er einen Vater hat.[21]
Ich bin entschlossen, trotzdem Einfluss auf sein Leben zu nehmen, mich einzumischen.
Ich werde ihn nächste Woche sehen. Ich werde in seine Schule gehen, mit seinen
Lehrern reden und all das. Und Joanne geht wirklich gut damit um. Sie versteht,
wie wichtig es für mich ist, ihn zu sehen, und dass Jack mich sehen kann. Sie geht
wirklich gut damit um. Was ich hoffe, was ich wirklich hoffe, ist, dass sie jemanden
trifft und sich verliebt und realisiert, dass wir uns wahrscheinlich nie geliebt
haben. Das wäre das Beste für mich, weil ich mich dann nicht mehr so schuldig fühlen
würde ..."[22]
Ein Journalist wagte es, zu fragen, ob zu seiner Vergangenheit - etwas naiv, denn man
brauchte Dave nur anzusehen, um zu wissen, dass die Vergangenheit nichts im Vergleich
zur Gegenwart war, aber vermutlich wollte er vorsichtig sein - Alkohol und Drogen
gehört hätten.
Dave hörte natürlich nur das, was er hören wollte: "Alkohol? Ja. Wenn man in
einer Band ist, bist du in einer Gang. Und wenn man ausgeht, kriegt man alles.
Und du tust es."
Und auf die Frage, ob er drogenabhängig gewesen sei: "Mmmmm ... Nicht wirklich.
Nein, nein. Ich habe zu viel getrunken, aber das ist wohl das, was die meisten
Leute in dem Alter tun."[23]
Derweil arbeiteten Alan und Toningenieur Steve Lyon unter Hochdruck an den
Tapes für die Tournee. Sie arbeiteten allein, ohne die anderen Bandmitglieder. Erst
in London, dann in Alans eigenem Studio - The Thin Line.
"Während bei den früheren Tourneen einige recycelte Songs verwendet worden waren,
wurden die Live-Versionen bei der Worldviolation und der Devotional komplett neu
erarbeitet. Alle Live-Versionen habe ich allein ausgearbeitet, wohingegen die
Setlisten und die Auswahl der Songs eine gemeinsame Entscheidung waren. Es ist eine
Menge harter Arbeit und beinhaltet, die Songs ganz anders zu sehen, als sie auf
dem Album zu finden sind. Aber es hat auch Spaß gemacht. Meine Motivation war es,
an den älteren Songs zumindest Freude zu haben, wenn ich sie schon 18 Monate lang
spielen musste. Leider hat das Zusammenstellen der Devotional-Show weit mehr
Zeit gekostet, als ich oder Steve das angenommen hatten. Es gibt auch noch eine
Million anderer Dinge, die dabei bedacht werden müssen, etwa, was auf den Backingtapes
sein und was live gespielt werden soll, wer welche Teile spielt oder welche Auswirkungen
es darauf hat, wie ich die Keyboards programmiere (allein das ist ein logistischer
Albtraum!). Es gab auch viel im Bezug auf die Setlisten zu bedenken, damit man nicht
15 Monate Langeweile hat. Man muss auch die unterschiedlichen Geschmäcker in den
unterschiedlichen Ländern berücksichtigen. Somit hatten wir vier Setlisten -
rot, grün, gelb und blau - alle mit einer ähnlichen Struktur, aber mit Variationen
bei den Balladen und den Zugaben. Als wir anfingen, wussten wir, dass wir nicht
viel Zeit hatten, und es half nicht gerade, dass der Roland Sequencer dauernd
Probleme machte. Wir ignorierten das aber weitgehend und machten weiter. Eines
Tages gab er dann den Geist auf. Die Maschine kam nicht mit diesen Unmengen an
Daten klar, die wir dauernd da durch schickten - und wir verloren alles. Dreieinhalb
Monate Arbeit umsonst. Zwar hatten wir einige Backups erstellt, aber alle Editierungen
waren weg."[24]
Es war Steve Lyon, der die Idee hatte, die Backups zu erstellen. "Alan und
ich hatten die Zeit im Olympic [in London] beendet, aber immer noch einen Berg Arbeit
vor uns. Alan wollte auch noch etwas Live-Schlagzeug einspielen, also zogen wir in
sein Haus um. Ich erinnere mich, wie wir an unserem letzten Abend in den Olympic
Studios sagten: 'Okay, Pub!' Aber ich sagte: 'Warte, ich werde von dem Roland die
Samples auf den 32 Mitsubishi überspielen, um ein Backup zu haben.' Also stellte
ich das ein, drückte auf Aufnahme, und wir gingen ein Bier trinken. Zum Glück hatte
ich das gemacht, denn es rettete uns, als das System eine Woche später zusammenbrach.
Dann hätten wir absolut alles verloren, die Arbeit von zwei Monaten."[25]
Nun hatten sie nur noch zwei Wochen, um fertig zu werden, und mussten Tag und Nacht
durcharbeiten, um den Termin halten zu können.
Am 19.05. startete die Devotional-Tour, die sich in fünf Teile gliederte.
Die Band begann mit dem europäischen Teil, der 41 Konzerte umfasste und am
31.07. in London endete.
Martin: "Davor waren wir eine Gang von Vieren, wir gingen zusammen aus und
so, und das fand dann nicht mehr statt. Dave war definitiv für sich, Alan war
definitiv für sich."
Fletch: "Und wir machten trotzdem diese anderthalbjährige Tournee, direkt
nach dem Album ... und dann ... Es waren wahrscheinlich die schlimmsten zwei Jahre
unseres Lebens."
Martin: "Ich ging da durch und dachte: 'Was mache ich? Was ist der Sinn hinter
all dem? Das soll Spaß machen, aber niemandem scheint es Spaß zu machen.'"[26]
Es war nicht nur eine sehr ausschweifende Tour, es war auch eine andere Tour, anders
im Vergleich zu den Tourneen vorher. So fügte Dave seinen Bühnenelementen das Stage
Diving hinzu.
Alan: "Ich denke, Dave hatte einen sehr anstrengenden Job. Jede Nacht musste
er da rausgehen und das Publikum animieren. Daher denke ich, dass es unfair wäre,
ihn für das Stage Diving zu kritisieren, egal, wie klischeehaft es auch sein mochte.
Er sagte nie, dass er vorhatte, es zu tun, aber man konnte sehen, dass er darüber
nachdachte. Daher war es keine Überraschung, als er es dann wirklich tat."
Und es war eine Tour, bei der man Alan am Schlagzeug sah. "Das Schlagzeugspielen
war noch das, was mir am meisten Spaß gemacht hat. Ich hatte speziell für die
Devotional-Tour angefangen, Schlagzeug zu üben, weil ich eine neue Herausforderung
auf der Bühne suchte und Veränderungen in der Live-Show herbeiführen wollte."
Aber er mochte es - selbstredend - nicht, dass ihn fortan einige Journalisten als
den "Schlagzeuger von Depeche Mode" bezeichneten. Denn natürlich spielte er nicht
bloß Schlagzeug, sondern war der musikalische Direktor und spielte auch Keyboard,
wobei "ich viele verschiedene Parts zu spielen hatte, die sich mitunter auch
überschnitten, was dann dazu führte, dass ich einen Teil mit der linken Hand oben
am Keyboard spielte, gleichzeitig einen Teil mit der rechten Hand unten und mit
dem Fußpedal eine Einstellung änderte."[27]
Dave: "Es ist ein total anderes Gefühl. Alan spielt jetzt viel mehr Schlagzeug
auf der Bühne. Er ist direkt hinter mir, ich kann ihn spüren, ihn hören. Martin
spielt direkt neben mir Gitarre. Wir wollten unsere Songs mehr betonen, mit mehr
Energie, die direkt von der Band kommt und nicht so viel mit dem Drumherum wie
Lichtern und der Theatralik einer modernen Rockshow zu tun hat. Es ist lockerer,
es ist ein besseres Live-Gefühl, es macht sehr viel mehr Spaß."[28]
(mit freundlicher Genehmigung von Alan Wilder)
Der Journalist Gavin Martin begleitete DM ein paar Tage auf der Tournee (was auch
immer sie sich dabei gedacht haben mögen, es war keine gute Idee) und veröffentlichte
darüber zwei lange Artikel in der NME. Sie sind so ziemlich das Traurigste,
was es je über DM zu lesen gab, und geben vermutlich den genausten Einblick (von
außen) in diese Zeit. Gleichzeitig sollte man bedenken, dass es eine subjektive
Sicht der Dinge ist und nur eine Seite dieser Tournee beleuchtet.
David Gahan ist atemlos, total aufgedreht, so kurz nach dem Auftritt vor 25.000
Leuten in Budapest.
Man bedenke, dass das Konzert in Budapest im Juli 1993 stattfand, also auf dem
ersten Abschnitt der Tour. Weiterhin sei angemerkt, dass Dave zu dieser Zeit die
Leute dazu zu bringen versuchte, ihn "David" zu nennen, was aber kaum jemand machte.
Gavin Martin beschreibt Daves Umkleideraum als "dunkle Höhle". Kerzen brennen
auf dem Tisch. Laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Dazu Räucherstäbchen,
ein roter Teppich.
Dem Journalisten wurde schnell klar, was dort passierte.
Seine "Probleme" sind Depeche Modes schmutziges, kleines Geheimnis geworden -
jeder weiß es, keiner redet darüber. David selbst redet darüber nur in vagen
Andeutungen. Er sieht nicht gerade gesund aus. Seine Haut ist beinahe grau, die
Augen eingesunken, die Tätowierungen bedecken die Arme, aber die Innenseiten
seiner mageren Arme sind zerkratzt.
Bevor er auf die Tournee ging, hatte Dave sich das Rückentattoo mit den
Flügeln stechen lassen, weil "jeder Flügel hat. Man muss nur fliegen."
Für Martin waren Tourneen so, als würde er in einem Fantasieland leben.
Gibt es Gefahren darin?
"Ich bin sicher, es gibt sie."
Was ängstigt dich?
"Ich denke, der Tod, aus einigen seltsamen Gründen. Tod generell, besonders mein
eigener Tod, das ist es, warum ich total hypochondrisch bin. Ich weiß nicht,
ob es normal ist, hypochondrisch zu sein. Ich denke, für Männer ist es normal,
Hypochonder zu sein. Hin und wieder auf Tour habe ich diese Panikattacken, wenn
ich denke, mein Herz schlägt zu schnell, mein Puls fühlt sich seltsam an, und
ich denke, ich sollte lieber zum Arzt gehen, ich denke, ich könnte jeden Moment
sterben. Dann habe ich mit allen Männern auf der Tour gesprochen, und alle haben
das, alle meine männlichen Freunde zu Hause haben das."
Weiterhin beschreibt Gavin Martin die Atmosphäre hinter der Bühne in Budapest.
Fletcher tauscht Vorsicht und Yogatee (den er vor den Augen der Fans backstage
getrunken hat) gegen Lager. Als er das letzte Mal auf Alkohol angesprochen wurde,
signalisierte der Presseoffizier ihm, er solle das Thema wechseln.
Alan, eher als ruhig bekannt, kippt ein paar doppelte Tequila. Auch sein Gesicht
zeigt Spuren der Exzesse auf der Straße. Als er das Hotel verlässt, um noch
ein paar Tequila in einem Club zu trinken, drückt sich eine Gruppe von ungarischen
Fans an die Fensterscheiben. Alan torkelt auf sie zu. "Haut ab! Geht von dem
Sch***fenster weg!"[29]
Hierzu erklärte Alan später: "Ich erinnere mich, dass ich durch die Straßen
von Budapest regelrecht gejagt wurde. Es fing damit an, dass uns [Hepzibah und mich]
ein paar Fans durch ein Fenster in einem Restaurant essen sahen und uns dann zum
Hotel folgten. Dann wurde die Menge immer größer. Mein Bodyguard Joel wurde nervös
und sagte, wir sollten rennen, und wir rannten zurück zum Hotel mit einer Meute
aufgeregter ungarischer Fans auf den Fersen. Als wir es in das Hotel geschafft
hatten, schlugen sie von außen an die Fenster der Bar. Also ging ich raus und
versuchte, zu erklären, dass wir nicht die einzigen Gäste in dem Hotel seien, aber
ich würde ein paar Autogramme schreiben, wenn sie versprächen, uns in Ruhe zu lassen.
Das wurde allerdings als: 'Alan Wilder sagte zu uns, wir sollten uns verp***'
ausgelegt."[30]
Es liegt an jedem einzelnen Leser, einen Schluss aus diesen beiden unterschiedlichen
Darstellungen zu ziehen. Vielleicht übertrieb Gavin Martin etwas. Immerhin ist er
Journalist, und Journalisten neigen manchmal dazu, Geschichten interessanter zu
gestalten als sie sind. Andererseits war er als neutraler Beobachter dort, und es
ist schwierig, sich eine Geschichte wie diese auszudenken oder komplett miss zu
verstehen. Er beschreibt Alan als betrunken, also hatte der "Kontrollfreak" hier
vielleicht einmal die Kontrolle über die Situation verloren und zudem eine falsche
Selbstwahrnehmung. Und vielleicht sind auch beide Beschreibung auf eine gewisse
Weise richtig.
Man sollte bei all diesen Ausschweifungen und scheinbarem Leid jedoch nie aus den Augen
verlieren, dass es auch eine Menge Stimmen gab, die davon sprachen, wie viel Spaß
alle gehabt hätten, und weiterhin, dass es der Band trotz allem gelang, eine
professionelle Tour auf die Beine zu stellen, zu spielen und durchzuhalten sowie
ihre Produkte zu verkaufen. Sie erlangten dafür sogar eine gewisse Berühmtheit.
Dave: "Auf dem Höhepunkt unserer Partys war jeder in der Band auf irgendwas.
Wir wurden berühmt als die Band, die bis in die frühen Morgenstunden feiern kann,
aber trotzdem noch ihren Job auf der Bühne erledigt bekommt."[31]
Er beschreibt DM als eine "Band auf der Bühne", doch abseits der Bühne sei jeder
für sich gewesen. Es ist erstaunlich, dass er einmal sagte, Martin, Fletch und er
selbst seien jeder für sich ausgegangen, um sich zu betrinken oder Drogen zu nehmen,
während Alan die Arbeit erledigte. Aber es ist bekannt - nicht nur durch die Artikel
von Gavin Martin -, dass auch Alan eine Menge trank. Vielleicht begann er damit erst,
nachdem er alle Arbeit erledigt hatte. Es würde zu ihm passen.
Im August mischte Alan gemeinsam mit Steve Lyon das Live-Album ab sowie
den Sound für das Video, sodass er keinen Urlaub machen konnte.
Mit dem Konzert in Quebec am 07.09. begann der amerikanische Teil der Tour,
der 51 Konzerte beinhaltete und am 03.12. in Mexico City endete.
Zwischendrin erschien am 13.09. die Single Condemnation. Die 7"-Version
trägt den Namen Paris Mix, dem u.a. weiblicher Background-Gesang hinzugefügt
wurde. Diese Version stammt von Steve Lyon und Alan, die sie bei einem Stopp während
der Tournee in Paris anfertigten. Es gab zu dieser Zeit keine weiteren Remixe von diesem Song.
Die B-Seite war der Jazz Mix von Death's Door, dessen Original-Track
1991 veröffentlicht worden war. Einige Veröffentlichungen beinhalteten
Live-Versionen von Condemnation, Personal Jesus, Enjoy the Silence und Halo
(1993 in Mailand aufgenommen) sowie Remixe von Rush - den
Spiritual Guidance Mix (von Jack Dangers), den Amylnitrate Mix
- Instrumental und den Wild Planet Mix (beide von Tony Garcia & Guido Osorio).
Das Video zu Condemnation wurde von Anton Corbijn gedreht. Es wurde 1998
nicht mit auf The Videos 86-98 veröffentlicht, sondern durch die
Live-Devotional-Version ersetzt. (Die Gründe dazu sind unklar.)
Ebenfalls im September wurden Dave und der Sicherheitschef wegen einer
Schlägerei in Quebec verhaftet, jedoch am nächsten Tag freigelassen.
Dave: "Das Personal war sehr unfreundlich zu uns und wollte uns rauswerfen.
Wir versuchten, zu erklären, dass wir Gäste in dem Hotel seien. Es endete darin,
dass ich einem der Typen eine reinhaute. Nichts wirklich Dramatisches. Wir wurden
nur verhaftet, das ist alles. Niemand wurde ernsthaft verletzt."[32]
Im gleichen Monat waren Alan und Martin auf dem Weg in einen Kurzurlaub in die
Karibik, als das Flugzeug in einen Hurrikan geriet.
Martin: "Der einzige Gedanke, den ich hatte, war, dass mich meine Tochter
nie kennenlernen würde! Zu der Zeit war sie erst zwei Jahre alt."[33]
Alan: "Nach 20 Minuten oder so gab es einen lauten Knall und die Sauerstoffmasken
fielen von der Decke. Alle hatten Panik, und die Stewardessen umarmten sich ängstlich,
was nicht dazu beitrug, um sich besser zu fühlen. Ich versuchte, ruhig zu bleiben,
aber Martin war wie einer dieser Untergangspropheten: 'Oh nein, wir werden alle
sterben!' Der Pilot musste umdrehen, und wir mussten haarsträubende 20 Minuten
überstehen, während das Flugzeug zurück nach Dallas flog. Später wurde uns gesagt,
dass dies wirklich ein schwerwiegender Zwischenfall gewesen sei. Es endete darin,
dass wir uns am Flughafen sinnlos betranken, für viel Geld einen Privatjet mieteten
und dann mit Kopfschmerzen in der Sonne der Karibik aufwachten."[34]
In einer anderen Quelle wird Alan noch weiter zitiert, dass es Martin gewesen sei,
der den Privatjet gemietet habe, und er habe Alan eine Schlaftablette untergejubelt,
weil der solche Flugangst gehabt habe.
Dies wäre ein weiterer Widerspruch zu Alans Aussage "die Beziehung, die nie funktioniert
hat, war die mit Martin." Auch Martins Aussage, dass Alan "definitiv für sich" gewesen
sei, ergibt so nicht wirklich viel Sinn. Denn offenbar war die Beziehung gut genug,
um zusammen in den Urlaub zu fahren und sich um den jeweils anderen zu kümmern.
Aber wie schon zuvor erwähnt - vielleicht war es eine Beziehung, die mal funktionierte
und mal nicht.
Im Oktober erlitt Dave einen Kreislaufkollaps. "Gegen Ende des Konzerts
schaffte ich es nicht mehr zur Zugabe. Mart musste einen weiteren Song singen, während
ich ins Krankenhaus gebracht wurde. Ich hatte überdosiert, ich hatte einen Herzinfarkt.
Am nächsten Tag dachten wir nicht mehr daran."[35]
Es war jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Kreislaufproblem
oder vielleicht Herzrhythmusstörungen, kein Infarkt.
Im November wurde Martin wegen Ruhestörung verhaftet. "Das war so: In
der einen Nacht hatte ich eine Party mit 50 Leuten in meinem Zimmer, und es war sehr
laut. Aber es passierte nichts. In der nächsten Nacht war ich nur mit einem Freund
zusammen und hörte Musik, aber sehr leise. Man rief mich an, ich sollte sie leiser
machen, was ich machte. Sie riefen noch mal an, ich sollte sie leiser machen, und
ich stellte sie ganz ab. Dann, als es ganz still war, klopfte die Polizei an die
Tür. Ich machte auf, sie stürmten rein, warfen mich auf das Bett und legten mir
Handschellen an. Ich denke, es ging um die Nacht davor. Ich kann mich nicht so
genau erinnern. Ich war ziemlich betrunken zu der Zeit, und es kam mir ziemlich
spaßig vor."[36]
Gerüchteweise heißt es, dass sämtliche Beziehungen zu Bruch gingen und jeder entweder
stoned, besoffen, durchgedreht oder depressiv gewesen sei. Es heißt, über Dave sei
hinter dessen Rücken nur noch in Schimpfwörtern geredet worden. Es ist wahrscheinlich,
dass all diese Gerüchte stimmen.
Auf dem ersten Teil der Tour war sogar ein Psychiater dabei.
Alan: "Wenn ich zurückschaue, scheint es unfassbar, dass wir dem Psychiater
4.000 Dollar die Woche gezahlt haben, damit er sich unser Gequatsche anhörte - etwas,
was ich vorgeschlagen hatte, wenn ich mich recht entsinne. Die Idee war, dass er
die Leute unterstützen sollte, die das wollten - wenngleich der eigentliche Grund
natürlich war, Dave dazu zu bringen, von den Drogen runterzukommen, weil wir nicht
sicher waren, ob er bis zum Ende der Tour durchhalten würde. Ironischerweise ging
wohl jeder Mal zu dem Psychiater, nur Dave nicht."[37]
Dave erzählte einmal, der Psychiater habe ihnen gesagt, dass sie furchtbare
Probleme hätten, er ihnen aber nicht helfen könnte und die Tournee dann unverrichteter
Dinge verlassen habe.
(mit freundlicher Genehmigung von © Heather Bee)
Die Band hielt an ihrer "Bunkermentalität" fest, ganz gleich, was über sie
berichtet wurde, und kam dabei mitunter ein wenig ungeschickt rüber.
Martin: "In Deutschland schreiben sie im Moment diese Geschichten, dass
Dave AIDS habe oder er sterben werde oder er sei schwer auf Droge, und es ist so
lustig, weil es uns nicht schadet, sondern wir mehr Platten verkaufen." (lacht)
"Jeder, der das liest, muss denken: 'Das klingt interessant, das muss ich kaufen!'"[38]
Am 23.11. wurde das Video Devotional veröffentlicht. Anton Corbijn
hatte es in Barcelona, Spanien (Palau Sant Jordi), Lievin, Frankreich (Stade Couvert
Régional) und Frankfurt a.M., Deutschland (Festhalle) aufgenommen. Es war in der
Kategorie "Bestes Musikvideo in Langform" für den Grammy 1995 nominiert. Die
Musik dazu war am 29.07.1993 in Lievin aufgenommen worden.
Am 06.12. folgte das Album SOFAD Live mit der gleichen Trackliste
wie das Studioalbum.
Alan: "Die SOFAD Live CD wurde in der gleichen Reihenfolge
zusammengestellt wie das Album, da die Plattenfirma gern beide unter einem Hut
haben wollte. Durch die identische Reihenfolge konnte man beiden die gleiche
Katalognummer geben und unter der gleichen Chartposition führen (bzw. sie konnten
sich bei den Verkäufen ergänzen und die Anzahl so in die Höhe treiben). 101
war auch noch nicht lange genug her, um ein ganz ähnliches Live-Album wie dieses
herausbringen zu können. Außerdem stellten wir ja noch ein Video zusammen, das
einen tieferen Einblick in eine DM-Live-Show gab. Was die Auswahl der Performances
anbelangte, war es meistens die beste Gesangsleistung, die den Ausschlag gab.
Wir hatten Probleme mit One Caress. Wir konnten keine wirklich gute Aufnahme
davon finden, da die Gastmusiker erstaunlich schlecht spielten."
Vom 12.12. bis zum 20.12. wurden noch fünf Konzerte in Großbritannien gespielt.
Direkt nach Weihnachten verbrachten Alan und Steve Lyon drei Wochen in Mailand
damit, den nächsten Tourabschnitt vorzubereiten, denn es war noch lange
kein Ende in Sicht.[39]
So wurde etwa das Intro mit Higher Love gegen eine dynamische Version von
Rush ausgetauscht, die mit einer Techno-Frequenz begann. Auch arbeitete
Alan eine Art Trip-Hop-Version von I Want You Now aus, die "die
anderen Bandmitglieder erst hörten, als sie auf der Bühne gespielt wurde."[40]
Dies ist ein weiterer Punkt, der zeigt, wie viel Arbeit Alan in das Projekt investierte,
während die anderen Bandmitglieder nur wenig Interesse zu zeigen schienen.
Quellenangaben:
[1] recoil.co.uk
[2] Entnommen aus: Devout Moded, Vox, Februar 1993. Autor: Martin Townsend.
[3] recoil.co.uk
[4] Entnommen aus: Songs of Praise and Emotion, Blue Divide, Volume 2, Issue 1, 2000. Autor: unbekannt.
[5] Entnommen aus: In the Mode for Love, Time Out, 04.04.2001. Autor: Omer Ali.
[6] recoil.co.uk
[7] Entnommen aus: It's Just Devotion, Press Magazine, 02.03.1994. Autor: Andrew Mast.
[8] recoil.co.uk
[9] Entnommen aus: Devout Moded, Vox, Februar 1993. Autor: Martin Townsend.
[10] recoil.co.uk
[11] Entnommen aus: Mode Squad, Creem, April 1993. Autor: Jeremy Helligar.
[12] Entnommen aus: Devout Moded, Vox, Februar 1993. Autor: Martin Townsend.
[13] Entnommen aus: The Life and Loves of Depeche Mode, I-D, Oktober 1993. Autor: Michael Fuchs-Gambock.
[14] Entnommen aus: In the Mode, Details, April 1993. Autor: William Shaw.
[15] Entnommen aus: Ask Martin, Bong 18, April 1993. Autor: Martin Lee Gore.
[16] Entnommen aus: The Life and Loves of Depeche Mode, I-D, Oktober 1993. Autor: Michael Fuchs-Gambock.
[17] Entnommen aus: Mode Squad, Creem, April 1993. Autor: Jeremy Helligar.
[18] Entnommen aus: In the Mode, Details, April 1993. Autor: William Shaw.
[19] Entnommen aus: Songs of Faith and Devotion EPK / Interview CD, 1993. EPK: The Videos 86-98+, MF042. Interview CD: VERBONG1. Interviewer: unbekannt.
[20] Entnommen aus: Devout Moded, Vox, Februar 1993. Autor: Martin Townsend.
[21] Entnommen aus: In the Mode, Details, April 1993. Autor: William Shaw.
[22] Entnommen aus: Devout Moded, Vox, Februar 1993. Autor: Martin Townsend.
[23] Entnommen aus: In the Mode, Details, April 1993. Autor: William Shaw.
[24] recoil.co.uk
[25] Depechemodebiographie.de
[26] Entnommen aus: Depeche Mode: A Short Film, EPKMUTEL5, The Singles 86>98 Box Set, PBXMUTEL5. Regisseur: Sven Harding.
[27] recoil.co.uk
[28] Entnommen aus: Future Unknown, L.A. Daily News, 21.05.1994. Autor: Mark Brown.
[29] Entnommen aus: Penance Extra, NME, 18.09.1993. Autor: Gavin Martin / Tattoo Unlimited, NME, 25.09.1993. Autor: Gavin Martin.
[30] recoil.co.uk
[31] Entnommen aus: They just can't get enough: One-time synthesiser sissies Depeche Mode are back on song, Mail Online, 03.04.2009. Autor: Adrian Thrills.
[32] Entnommen aus: Future Unknown, L.A. Daily News, 21.05.1994. Autor: Mark Brown.
[33] Entnommen aus: Flaunt, Mai 2001. Autor: Tom Lonham.
[34] recoil.co.uk
[35] Entnommen aus: They Just Couldn't get Enough, Q, März 1997. Autor: Phil Sutcliffe.
[36] Entnommen aus: Artikel in Pavement, 16.04.1997. Autor: unbekannt.
[37] Entnommen aus: Just Can't Get Enough, Uncut, Mai 2001. Autor: Stephen Dalton.
[38] Entnommen aus: The Life and Loves of Depeche Mode, I-D, Oktober 1993. Autor: Michael Fuchs-Gambock.
[39] Daten und Informationen zu den Ereignissen auf der Tour wurden entnommen aus: Devotional Diary II, Bong 23, Dezember 1994. Autor: Daryl Bamonte.
[40] recoil.co.uk